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Frau auf einem Balkon (New Orleans, 1920er)

Ein Balkon ([balˈkõ] auch [balˈkɔŋ], besonders süddt./österr./schweiz. auch [balˈkoːn]; Plural Balkons oder Balkone[1], als Sammelbegriff Balkonage [ˈbalkoːnɑʃɘ]) ist eine Plattform an einem Gebäude, die über dem Geländeniveau liegt und aus dem Baukörper herausragt. Ein Balkon wird von einer Brüstung oder einem Geländer eingefasst.

Etymologie

Das Wort Balkon wurde im 18. Jahrhundert aus dem Französischen (balcon) ins Deutsche entlehnt und geht über das italienische balcone letztlich auf ein germanisches, namentlich langobardisches Ursprungswort *balko zurück, das althochdeutsch balko, „Balken“ entspricht.[2]

Abgrenzung und Bauformen

Reichhaltig gegliederte Fassaden mit Loggien, Erkern, Lauben und Balkonage (Potala-Palast)
Erker und Loggien (Mietshaus, 1898)

Umgangssprachlich wird die Bezeichnung Balkon oft verallgemeinernd für erhöhte, begehbare Plattformen unterschiedlicher Art verwendet. In der Architektur und im Bauwesen wird hingegen zwischen unterschiedlichen Bauformen differenziert:

  • Ein Balkon ist ein erhöhter, offener Austritt an einem Obergeschoss, der aus der Wand hervorkragt. Die Kragplatte kann selbsttragend sein oder mittels Konsolen oder Streben an der Wand abgestützt werden.
  • Beim Altan oder Söller wird im Unterschied zum Balkon die offene Plattform durch Säulen, Pfeiler oder Mauern abgestützt. Abgesehen von der Konstruktion ist die Funktion meistens die gleiche wie die eines Balkons.
  • Ein erhöhter Austritt, der nicht aus der Wand hervorragt, sondern innerhalb der Kubatur des Gebäudes verbleibt, wird auch als Loggia bezeichnet. Eine Loggia dieser Art erfüllt meistens die gleiche Funktion wie ein Balkon, sofern sie nicht zu einem durchgehenden Laubengang verlängert ist.
  • Ist ein hervorragender Gebäudeteil überdacht und von eigenen Wänden umgeben, wird er als Erker bezeichnet. Da auch Balkone überdacht und (teil)verglast sein können, sind die Übergänge zwischen beiden Bauformen manchmal fließend.
  • Der sogenannte französische Balkon ist ein bodentiefes Fenster mit Geländer, das nur minimal aus der Fassade hervortritt.

Die aufgelisteten Bauteile haben die Funktion des erhöhten Austritts als gemeinsames Merkmal. Eine teil-, halb- oder ganz offene Fläche auf oder unter der Erdgeschossebene eines Hauses wird hingegen als Terrasse bezeichnet. Ist diese Fläche überdacht, spricht man von einer Veranda.

Repräsentativbauten

Der Erscheinungsbalkon findet sich häufig an Repräsentativbauten und ist öffentlichen Straßen oder Plätzen zugewandt. Die Bezeichnung verweist darauf, dass Würdenträger auf einer solchen Plattform erscheinen und sich einem vor dem Gebäude versammelten Publikum zeigen können. Erscheinungsbalkone sind abgeleitet von sakraler Architektur und waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein eigenes Kriterium bei neuen Bauten und unterlagen eigenen Regeln.[3] Ein Erscheinungsbalkon ist meist von einer Brüstung (ein dicker, durchgängiger Aufbau zur Absturzsicherung) umgeben. In moderneren Bauten findet sich häufiger auch ein einfaches Geländer, welches den Erscheinungsbalkon zwei- oder dreiseitig einfasst. Ein Beispiel dafür ist die Benediktionsloggia am Petersdom, auf der ein neugewählter Papst der Weltöffentlichkeit vorgestellt wird.

Wohnungsbau

Balkonverglasung

Balkone gehören zu den Freisitzen. Im Wohnungsbau wurden bis zum Ende der 1930er Jahre Balkone als sogenannte Schmuckbalkone an den straßenseitigen Gebäudefronten und als Wirtschaftsbalkone an den rückseitigen Hoffassaden der Gebäude erbaut. Die Wirtschaftsbalkone waren meist den Küchen vorgelagert und für Hausarbeiten im Freien bzw. zum Trocknen von Wäsche vorgesehen. Maßstab der Flächenbemessung war: Mindesttiefe 1,00 m = 1 Stuhl.

Bei einer Balkonverglasung wird der Bereich über der Brüstung im Nachhinein verglast. So entsteht ein Glaserker, der als kleiner Wintergarten dienen kann und auch eine Doppelfassade, z. B. gegen Verkehrslärm, darstellt.

Südseitig auskragende Balkone bieten bei richtiger Dimensionierung im Sommer eine effektive Beschattung darunterliegender Fenster und Glasfassaden, speziell während der Mittagsstunden. Im Winter, bei flach stehender Sonne, werfen sie keine Schatten auf darunterliegende Fenster und ermöglichen eine passive Sonnenenergienutzung durch diese Fenster oder durch Glasfassaden.

Bäuerliche Architektur

Dekor im bäuerlichen Heimatstil (Keusche in der Steiermark)

Im süddeutsch-österreichischen Raum wurde der Balkon auch als Schrot bezeichnet (der, das oder die,[4] abgeleitet von schröten ‚schneiden‘, cf. Zierschrot[5][6]), nach den länger belassenen Balkenlager im Blockhausbau, oder als Gangl.

Diese Balkonage diente weniger der Erholung, als vielmehr der trockenen Verwahrung von Gütern.[7] Signifikante Merkmale sind die Giebel- und Traufständigkeit, je nach Dachlage und Seitenlage zum Dach (Traufschrot und Giebelschrot) – beim Bauernhof liegt die Stirnfassade meist ost- oder südwärts, je nach Region. Für einige Hofformen des Alpenraums ist die mehrstöckig an drei Fassaden (außer der Nordseite) umlaufende Balkonage typisch.

Baukonstruktion

Der Balkon kann eine Auskragung der Geschossdecke sein oder eine Plattform, die auf Konsolen oder Kragträgern an der Außenwand eines Gebäudes befestigt ist.

Balkone werden aus Holz, Stein, Stahlbeton oder Metall gefertigt. Sie werden hauptsächlich im Sinne der Absturzsicherung gebaut und entsprechen demnach gesetzlichen Vorgaben. Ab einer Absturzhöhe von mehr als einem Meter muss das Geländer am Balkon mindestens 100 cm hoch sein. Ab einer Absturzhöhe von mehr als zwölf Metern muss das Geländer mindestens 110 cm hoch sein.

Alte Balkone, die als Kragarm aus der entsprechenden Geschossdecke münden, bilden konstruktionsbedingt oft Wärmebrücken, insbesondere bei Stahlbeton-Konstruktionen. Bei modernen Balkonen sorgen Balkonanschlüsse (spezielle Dämmelemente) für die notwendige thermische Trennung und Wärmedämmung. Als statische Alternative kann der Balkon mit eigenem Tragwerk vor dem eigentlichen Gebäude stehen und nur an der Außenwand rückverankert werden.

Architekturgeschichte und Stilkunde

Der Balkon ist ein typisches Bauwerkselement des ländlichen Raums, in der Stadt hält er erst im späteren 18. und dann im 19. Jahrhundert Einzug, als man die Geruchsbelästigungen an den Straßen in den Griff bekommt – bis dahin sind eher Loggien in Innenhöfen üblich, die Straßenseite des Baues bleibt glatt. Heute ist er an allen Bauwerksformen verbreitet.

Heutige Nutzung

Balkone werden oft mit Ziersträuchern als Kübelpflanzen, Blumen und oftmals auch Gewürzpflanzen verschönert.

Viele Menschen verbringen ihren Sommerurlaub „auf Balkonien“. Dieser Begriff soll wie ein Ländername klingen. Wer „auf Balkonien“ Urlaub macht, verreist nicht, sondern verbringt seine Urlaubszeit zu Hause.

Recht

Deutschland

Der Balkon kann als zur Wohnung gehörend frei vom Mieter genutzt werden, sofern Rechte Dritter nicht beeinträchtigt werden oder die Substanz der Wohnung gefährdet wird. Üblicherweise werden bei der Berechnung der Wohnfläche 25 Prozent der Balkonfläche angesetzt, maximal jedoch 50 Prozent. Es kann dem Mieter nicht verwehrt werden, auf dem Balkon seine Wäsche zu trocknen.[8]

Schweiz

Das Mietrecht in der Schweiz enthält keine balkonspezifischen Regelungen. Grundsätzlich gelten die allgemeinen Regeln des Mietrechts, wonach die Mietsache vom Mieter sorgfältig und vertragskonform gebraucht werden muss und dieser dabei auch auf die übrigen Hausbewohner Rücksicht zu nehmen hat.[9] Im Mietvertrag und in einer Hausordnung können diese Pflichten konkretisiert werden.[9]

Bei Stockwerkeigentum gehören die Innenteile der Balkone, nicht aber die Außenteile zum Sonderrecht.

 

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!

Siehe auch

Architektur

Balkone in der Kunst

Commons: Balkone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Balkon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Duden.de
  2. Balkon. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts (DWDS). Basierend auf: Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 2. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1993.
  3. Zeinab Sayed Mohamed: Festvorbereitungen (Orbis Biblicus Et Orientalis). 1. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, 2004, ISBN 978-3-525-53059-7.
  4. Wörterbuch: Schrot - Balkon, ostarrichi.org, abgerufen am 17. April 2008
  5. Duden 2006
  6. https://www.duden.de/rechtschreibung/Schrotbaum
  7. Was der Schrot über ein Haus verrät, Passauer Neue Presse / Deggendorfer Zeitung vom 31. August 2012
  8. Mieter dürfen Wäsche auf dem Balkon trocknen – Urteil, Landgericht Nürnberg-Fürth vom 19. Januar 1990, Az. 7 S 6265/89, kostenlose-urteile.de
  9. 1 2 Balkonnutzung: Keine völlige Freiheit in HEV Schweiz, vom 26. August 2009. Abgerufen am 19. November 2010

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Balkon aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

  • Unterstand (Quelle wikipedia.org)

    Ein Unterstand ist ein überdachter offener Platz als Schutz vor der Witterung.

    Unterstand für Wanderer in Pennsylvania
    Vordach vor dem Eingang des Freiburger Hauptbahnhofs

    Beispielsweise bei Bauernhäusern und Scheunen wird oft eine Seite des Dachs verlängert. Unter diesem Vordach kann dann z. B. Holz oder Heu gelagert werden. Teilweise wird dieser Unterstand auch für Tiere wie z. B. Pferde genutzt. Die niederdeutsche Bezeichnung für ein auskragendes Vordach, wie es als Eingangsüberdachung oder als Überdachung eines Sitzplatzes verwendet wird, ist Abdach. [1]

    Unterstände, die zu Lagerzwecken dienen, werden auch Schauer genannt.

    Die moderne Form des Vordachs besteht aus einem zusätzlichen kleinen Dach, das über dem Eingangsbereich eines Hauses am Mauerwerk angebracht wird.

    Heutige Wohnhäuser haben oft einen Unterstand für diverse Fahrzeuge. Dieser Unterstand kann freistehend gebaut sein oder auch direkt an eine Hausmauer anschließen. Er wird meist mit dem englischen Begriff Carport bezeichnet, falls dieser für ein Auto verwendet wird.

    Unterstände werden regelmäßig bei Bushaltestellen in Form von Wartehäuschen oder auf Bahnsteigen von Haltestationen zur Verfügung gestellt, um den wartenden Fahrgästen Schutz vor Wind und Regen zu bieten.

    Am Rand von Wanderwegen sind ebenfalls oft Unterstände zu finden, in denen die Wanderer sich bei plötzlich auftretenden Unwettern unterstellen können. Diese Unterstände haben im einfachsten Fall nur ein Dach und bieten damit keinen Schutz vor Wind. Komfortablere Unterstände haben dagegen zwei oder drei Wände, die schon einen begrenzten Windschutz bieten. Den besten Windschutz bieten Unterstände, die vier Wände und einen offenen Zugang haben (vgl. Schutzhütte).

    Während Stellungskriegen bzw. Grabenkriegen bauten die beteiligten Parteien umfangreiche Grabensysteme aus Schützengräben und anderen Feldbefestigungen (siehe auch Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg). Sie wurden oftmals mit Holzverkleidungen, Sandsäcken o. Ä. verstärkt. Auch wurden sie zunehmend teil-überdacht: bis 1918 wurde die Luftaufklärung immer intensiver, professioneller und fand auch mittels Luftbildern statt. Anhand der Luftbilder wurden Ziele für den Artilleriebeschuss ausgewählt. Deshalb versuchten beide Seiten, einen Teil ihrer Unterstände so zu gestalten, dass sie aus der Luft nicht zu erkennen waren.

    Vor Niederschlägen schützen, speziell vor solchen, die mit Wind verbunden sind (z.B. Schneesturm), können auch

    Siehe auch

    Weblinks

    Commons: Unterstände – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wiktionary: Unterstand – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Einzelnachweise

    1. Hans Koepf, Bildwörterbuch der Architektur

    Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Unterstand aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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